74 Einsätze verzeichnete die Feuerwehr in Bad Salzuflen von Mittwochabend bis Donnerstagfrüh. Das berichtet Pressesprecher Andre Brokbartold. Schwerpunkt der Einsätze waren die Ortsteile Holzhausen und Retzen. „In Retzen lief der Rhienbach über die Ufer.“ Überflutete Straßen und vollgelaufene Keller waren die Folge. „Allerdings mussten wir keine Straßen sperren“, so Brokbartold.
Ab 1.30 Uhr kamen zwar keine neuen Einsätze mehr dazu, bis 4 Uhr habe es allerdings gedauert, bis alle Einsätze abgearbeitet waren. 120 Kräfte waren laut Brokbartold auf der Straße. „Nur die Löschgruppe Biemsen-Ahmsen haben wir für eventuelle weitere Einsätze zurückgehalten.“ Gegen 21.30 Uhr zog das Unwetter mit heftigem Starkregen über Bad Salzuflen. Die ersten Meldungen über vollgelaufene Keller trafen gegen 22 Uhr ein, so dass die Freiwillige Feuerwehr Bad Salzuflen umgehend die Einsatzzentrale hochfuhr, so Brokbartold.
In Holzhausen fokussierten sich die Einsätze der Feuerwehr vor allem auf das Abpumpen vollgelaufener Keller, welche sich in schneller Geschwindigkeit bis zu 30 Zentimeter hoch mit Wasser füllten. In Retzen überschwemmte die Flut diverse Straßen und drang in zahlreiche Häuser und Keller ein.
Ebenso war die Ostwestfalenstraße im Bereich der Abfahrt Retzen vollständig überschwemmt. „Hier eilten die Einsatzkräfte alarmmäßig zu einer vermeintlich in Not geratenen Person, welche in ihrem Auto eingeschlossen sein sollte. Glücklicherweise stellte sich die Situation vor Ort als gefahrlos heraus. Die Person konnte unverletzt aus ihrem Auto heraus begleitet werden“, so Brokbartold. Um bei der schnell ansteigenden Anzahl der Einsätze in Retzen Herr der Lage zu werden, positionierte die Feuerwehr den Einsatzleitwagen in dem Ortsteil.
In Lemgo-Leese putzt Anja Limberg am Morgen noch den Keller trocken. Zum sechsten Mal hat es die Betreiberin des Leeser Kruges in den vergangenen fünf Wochen getroffen. Bei jedem Starkregen läuft der Keller in dem Haus an der Wittighöfer Straße voll. Und das geht immer ganz schnell. Um 22 Uhr setzte am 14. August in Leese der Starkregen ein. Schon wenige Minuten später schwappte das Wasser in den Keller. Wadenhoch stieg es an, und der Lemgoerin blieb einmal mehr nichts anderes übrig als pumpen, pumpen, pumpen.
Der Leeser Krug liegt an der tiefsten Stelle des Ortes, von beiden Seiten kommt das Wasser bei Starkregen an. Regenwasser fließe über die eine Seite an, während das Wasser aus dem Schmutzwasserkanal im Gulli oder auch der Toilette hochkomme, so Anja Limberg. Der Starkregen dauerte Mittwochnacht nur knapp 20 Minuten, doch das Wasser drückte danach kontinuierlich hoch. Bis 3 Uhr am Morgen hat Anja Limberg gepumpt und gefeudelt, die Putzarbeiten dauern noch an. Trockengeräte laufen, doch ob sie das Mauerwerk wieder trocken bekommt, weiß sie nicht, „zumal am Sonntag der nächste größere Regen angesagt ist.“
Der Schmutzwasserkanal ist einfach nicht für diese Wassermassen ausgerichtet, ist sie überzeugt, zumal erst nach dem Bau des Kanals auf einem anliegenden Feld Wohnbebauung dazugekommen ist. Auch Gespräche mit der Stadt hat sie bereits geführt, doch bislang noch nicht die passende Lösung gefunden. Einen Pumpschacht solle sie bauen und ein weiteres Rückschlagventil einrichten, „doch das sind Maßnahmen, die schnell 10.000 bis 15.000 Euro kosten“. Mit dem Installateur sucht sie jetzt nach weiteren Schutzmaßnahmen und schaut mit Sorge auf die Wettervorhersagen: „Ich habe mittlerweile schon Angst, abends wegzugehen.“
Auch in Lemgo-Brüntorf hat heftiger Starkregen erneut für eine Überschwemmung im Garten von Familie Schäfer gesorgt. Dort war schon 2021 der Istorfer Bach, der direkt über das Grundstück läuft, über die Ufer getreten und hat so eine Spur der Verwüstung hinterlassen (die LZ berichtete). Auch dieses Mal starben sieben Kaninchen, der Schlamm steht zentimeterhoch im Garten und im Keller der Schäfers.
Die Stadt hatte zwischenzeitlich zwar zwei Durchlässe, die sich in ihrem Eigentum befinden, vergrößern lassen, aufhalten konnten sie die Wassermassen aber auch nicht, das macht die Situation vor Ort am Tag danach deutlich. An der Vergrößerung der Durchlässe waren neben der Stadt auch die Untere Wasserbehörde des Kreises Lippe und eine Privatperson beteiligt, die ebenfalls verantwortlich ist.
Kurzfristig seien keine weiteren Maßnahmen zur Verbesserung möglich, heißt es von der Stadt weiter. Es werde jedoch weiter nach einer Lösung gesucht. Wie die aussehen könnte, sei aber noch unklar.
Qulle LZ 16.08.2024 Sven Kienscherf,, , Katrin Kantelberg,, Lorraine Brinkmann