Rückstau – wie man sich schützen kann

Juni 10, 2019

Rückstau - was ist das?

Häufig entsteht Rückstau bei einer Sturzflut, Starkregen und bei Hochwasser.

Von Rückstau wird gesprochen, wenn Wasser im Kanalnetz nicht mehr ungehindert abfließen kann und sich aufgrund dessen zurück staut. Über 90 % des Kanalnetzes in Deutschland ist als Freispiegelkanalisation errichtet worden. Das bedeutet, Abwasser (Schmutz- und Niederschlagswasser) fließen in Rohren, die mit Gefälle verlegt sind, ab. Diese Rohre können, in Abhängigkeit ihres Durchmessers, ihres Gefälles und ihres Materials, eine bestimmte Menge Wasser abfließen lassen. So hat bspw. ein Betonrohr DN 400 (Innendurchmesser von 40 cm) mit einem Gefälle von rund 30 ‰ (Höhenunterschied von 3 mm auf einen Meter Länge) ein Abflussvermögen von rund 400 l/s. Kommen nun aufgrund eines Unwetters 500 l/s an, kann dieses Rohr die Abwassermenge nicht mehr abtransportieren. Wasser wird sich zurückstauen und dann unter Druck abfließen. Druck steigert das Abflussvermögen des Betonrohres.

Das System unter Druck

Da der Druck (hier hydrostatischer Druck) aber über eine Wassersäule erzeugt wird, muss zunächst Wasser zurückstauen. Wie erwähnt, besteht das Abwassernetz zum Großteil aus Freispiegelkanälen. Damit breitet sich der Rückstau ungehindert auch in die Hausanschlussleitungen der umliegenden Gebäude aus. Freispiegelnetze gehorchen dem Prinzip der kommunizierenden Röhren, welches besagt, dass sich in miteinander verbundenen Systemen, Flüssigkeitsspiegel auf derselben Höhe einstellen. Bedeutet vereinfacht gesprochen: Gibt es Rückstau im Kanal, stellt sich derselbe Wasserspiegel im benachbarten Keller ein.

Rückstausicherungen

Aus diesem Grund gibt es Rückstausicherungen, die dieses Szenario verhindern. Rückstausicherungen unterbrechen den physikalischen Effekt der kommunizierenden Röhren, indem die Hausanschlussleitung versperrt oder in einer Schleife einmal über die Rückstauebene geführt wird. Die Höhe der Rückstauebene wird durch die Kommune bzw. den Abwasserentsorgungspflichtigen in der jeweiligen Abwassersatzung definiert. In der Regel bezieht sich die Rückstauebene auf das Straßenniveau des an die Kanalisation angeschlossenen Grundstücks.

Da Kanalnetze nur auf bestimmte Abflüsse bemessen und gebaut werden können, kommt es planmäßig zum Austreten von Abwasser aus der Kanalisation. Dieses Austreten kann aber nur über die Schachtabdeckungen in der Straße geschehen. Der Wasserspiegel der sich dann auf der Fahrbahn einstellt, würde sich, durch die Verbindung der Kanäle und Leitungen, auch in nicht gegen Rückstau gesicherten Kellerräumen einstellen.

Hier ein kurzes Erklärvideo.

Versicherungen zahlen nicht

Fehlt eine Rückstausicherung, muss nicht zwangsweise bei jedem Regen Wasser in den Keller gelangen. Die Gefahr besteht allerdings und Versicherungen zahlen i.d.R. keine Rückstauschäden bei fehlender Sicherung.

Bei fehlender Rückstausicherung zu beachten

Sollten Sie keine Rückstausicherung haben, überlegen Sie, ob sich eine solche Investition lohnt. Lagern Sie auf keinen Fall persönliche Andenken, wie Opas altes Fotobuch o.ä. in Kellern, die nicht rückstaugesichert sind. Nutzen Sie Regale, damit sich die Gegenstände möglichst weit weg vom Kellerboden befinden.

Wie Rückstau aussieht, können Sie auf diesem YouTube Video sehen.

Für alle die mehr über Rückstau und den Schutz vor Rückstau erfahren möchten, gibt es hier ein E-Book zum kostenlosen Download.

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